2. August, 2025

Berlin – Die Fünfte

Frühstück wurde heute für unsere Schule um 7:30 oder 8:00 aufgetischt. Auch an diesem Tag waren alle Schüler:innen wieder in vier Gruppen aufgeteilt. Die beiden Gruppen, die das Exitgame spielten oder sich die »Unterseiten« anschauen sollten, waren die ersten beim Frühstück. Um 8:00 durften die anderen beiden Gruppen, die heute das Madame Tussauds besichtigen oder den »Teufelskreis« erklimmen sollten, mit der Nahrungsaufnahme beginnen. Das vergleichsweise späte Frühstück erlaubte es, heute etwas länger zu schlafen, wenn es die Aufstehzeiten der Zimmerkameraden denn erlaubten.

Nach dem Frühstück sollten sich die Gruppen zwischen 8:35 und 9:30 vor der Rezeption treffen, was diesmal sogar erstaunlich gut funktionierte.

Ab hier berichten einzelne Gruppenmitglieder über ihre Erlebnisse.

Exit Game

Folgt.(Vielleicht).

Ein Schüler, der das Exit Game besuchte

Unterwelten

Die heutige Führung in die Unterwelten fand – wie auch die gestrige – in einem alten Bunker mitten in Berlin statt. Neben den ganzen Funktionsräumen fand ich die technische Ausstattung des Bunkers sehr interessant. Unser Guide zeigte uns einen Dieselgenerator, der aus den vierziger Jahren stammte, und überraschenderweise noch funktionierte. Leider konnten wir ihn nicht in Betrieb nehmen, weil es dafür spezielle Führungen gab. Äußerst interessant waren auch die Einschusslöcher an dem Generator, die wohl durch einen sowjetischen Soldaten entstanden sein sollen. Was uns jedoch in Betrieb gezeigt wurde, war eine alte Lüftungsanlage, die den Bunker mit Frischluft versorgte.
Schlussendlich konnte ich sogar den Porno im Aufzug, der im gestrigen Post schon thematisiert wurde, mit eigenen Augen betrachen! Zu schade, dass keine Fotos erlaubt waren…

Madame Tussauds

[…][Heute haben] wir das berühmte [Wachsfigurenkabinett] „Madame Tussauds Berlin“ [besucht]. Dieses befindet sich in der Nähe [des] Brandenburger Tors, [schräg gegenüber vom] Luxus-Hotel ›Adlon‹.

Bevor wir uns in das Innere begeben konnten, bekamen wir eine kurze Einführung [bezüglich der Hausregeln][…]. Es war [prinzipiell] erlaubt, mit den Figuren ein Foto zu machen und diese auch anzufassen, mit […] Ausnahme von Adolf Hitler. Die Wachsfiguren waren so verblüffend echt, dass man meinen [konnte], dort [stünden] echte [Personen]. Die Liebe zum Detail hat uns alle sehr fasziniert. Im ›Madame Tussauds‹ stehen berühmte Persönlichkeiten aus jeder Richtung, seien es Politiker [wie] Angela Merkel, Profisportler [wie] Dirk Nowitzki [oder] Christiano Ronaldo, Musiker [wie] Michael Jackson oder Schauspieler [wie] Dwayne Johnson. Es gab sogar eine eigene Abteilung für Star-Wars-Fans. Als letzte Instanz gab es einen Kiosk mit [sämtlichem Merchandise] des Museums. Der Besuch hat der ganzen Gruppe gefallen und wir empfehlen, dem Museum eine Chance zu geben.

Ein Schüler, der das Madame Tussauds Berlin besuchte

Teufelsberg

Anders als bei den anderen Aktivitäten dauerte die Anreise heute länger. Zuerst eine 45-minütige Fahrt mit der S-Bahn und anschließend noch eine kleine Wanderung auf den Teufelsberg, die ca. 30 Minuten dauerte. Manchen schien dies – insbesondere das Stück zu Fuß – sehr zu missfallen, sodass Fragen wie »Wie lange dauert es noch?«, die man normalerweise von Grundschülern erwarten würde, gestellt wurden. Der Fußmarsch war nötig, da der Teufelsberg, wie aus dem Namen bereits ersichtlich, eine alte Abhörstation der Amerikaner auf einem Berg ist, die man nicht mit dem ÖPNV erreichen kann.
Einmal angekommen, nutzte ein Großteil der Schüler die Liegen vor dem Kiosk, um etwas zu entspannen, anstatt das Gelände eigenständig zu erkunden. Ich für meinen Teil machte mich mit dem Lehrkörper und einigen meiner aktiven Mitschülern auf den Weg, die Graffiti, die überall am und im Gebäude zu finden waren, zu bestaunen. Manche waren »bloß« bunte Mischungen aus geometrischen Formen, andere wiederum waren Portraits oder politische Messages. Entgegen meiner Erwartungen fingen nach ca. einer halben Stunde auch meine restlichen Mitschüler an, sich zu bewegen und mehr als nur die Angebote des Kiosks zu studieren.

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Nachmittag

Nachdem wir mit unseren (Vormittags-)Aktivitäten fertig waren, hatten wir alle Hunger. Da wir aber quer über Berlin verteilt waren, beschlossen wir, heute getrennt die frühnachmittagliche Mahlzeit einzunehmen. Ein Teil von uns schob sich beim Vietnamesen, den wir bereits am Donnerstag überfallen hatten, etwas zwischen die Kiemen. Etwa zur selben Zeit erkundeten die anderen die bosnische Küche, die den Erfahrungsberichten zufolge auch vortrefflich gewesen sein muss. Auf dem Weg dorthin entdecken sie diesen legendären Sticker an einem Roller:

Während wir also unsere Energievorräte wieder auffüllten, versuchten wir telefonisch, Pläne für den angebrochenen Nachmittag zu schmieden. Zuerst verfolgten wir den Plan »Manhunt« (quasi Fangen) mit den Berliner Öffis zu spielen. Dafür mussten logischerweise Regeln und Teams festgelegt werden. Als alles Notwendige geklärt war und wir uns nur noch für den Start an einem Ort treffen mussten, ereilte uns die Nachricht, dass heute der Treffpunkt im Hostel auf 16:30 verschoben wurde. Da uns nichts anderes übrig blieb, machten wir uns also auf den Weg zurück zum Hostel. Diese Planänderung hatte auch zufolge, dass ein Treffen mit dem Drachenlord-Doppelgänger und Schauspieler ebenfalls nach vorne verlegt werden musste, damit bei ihm trotzdem der Energy aus der Heimat gegen Poster und Bilder getauscht werden konnte. Getroffen wurde sich übrigens mit »Lenny aus Wacken« alias Nicolas Dinkel, der in einem Tatort den Drachenlord parodiert hat.

Bei der Ansprache um 16:30 stellte sich heraus, dass der Treffpunkt aufgrund des heute stattfindenden EM-Spiels zwischen Deutschland und Spanien vorverlegt wurde. Zudem wurde uns – zur großen Enttäuschung vieler – der Besuch des Public Viewing ausdrücklich verboten.

Abend

Wie jeden Tag bis jetzt gab es also Abendessen im Hostel für uns. Ein letztes Mal durften wir uns fragen, was für merkwürdige Warmspeisen diesmal aufgetischt wurden. Als wir mit der Nahrungsaufnahme fertig waren, beschlossen wir, uns auf unsere Zimmer zu begeben. Uns wurde zwar ausdrücklich verboten, das Public Viewing zu besuchen, allerdings wurde nichts bezüglich des Veranstaltens eines eigenen »Public Viewing« gesagt. Die einzig logische Konsequenz war also, den Livestream des Spiels auf dem Beamer zu starten und andere Mitschüler in unserem Zimmer zu empfangen. Gegen Ende des hochemotionalen Spiels hatten sich ca. 15 Schüler in unserem Zimmer versammelt, um sich gemeinsam über Anthony Taylor zu beschweren, dessen grobe Fehlentscheidung zum Ausscheiden Deutschlands aus dem Turnier geführt hatte. Trotz der Niederlage hatten alle Beteiligten Spaß beim Zuschauen.

Nach dem Spiel teilten wir uns auf. Meine Gruppe verblieb im Hostel, während die andere sich nochmal auf durch Berlin machte, um diverse zum Verzehr vorgesehene Flüssigkeiten zu erwerben. Nach Erzählungen war die Stimmung in Berlin trotzdem irgendwie gut: In jeder Kneipe, in zig Straßen saßen Menschen zusammen vorm Fernseher und genossen den Abend.

Wir waren wohl nicht die einzigen, die sich diesen Abend flüssig ernähren wollten. Im Hotel fanden wir diverse leere Hopfenbrause-Behältnisse einfach so im Treppenhaus rumstehen. Dies und vieles weiteres hat uns an diesem Punkt jedoch nicht mehr gewundert.

Zwischen Spielbeginn und 4:30 des nächsten Morgens sollte der Beamer pausenlos in Betrieb bleiben, was dafür sorgte, dass dieser warm genug wurde, um später unseren Käsedip zu den Nachos darauf zu erwärmen. Denn nachdem das Fußballspiel zu Ende war, wurde sofort die ca. sechs stündige YouTube-Kacke-Session gestartet, die uns mindestens 10 IQ-Punkte gekostet haben muss.
Äußerst zu empfehlen ist diese auf dem ZDF-Format »Nicht nachmachen!« basierende YTK: NACHMACHEN!! – Der Film (Staffel 1 komplett).

Nacht

Nun stellte sich für alle die Frage, wie am besten die letzte Nacht in Berlin zu verbringen wäre. Dafür gab es von verschiedenen Parteien unterschiedliche Ansätze. Fast alle beinhalteten jedoch den Gedanken bzw. die Annahme, dass am letzten Abend niemand mehr heimgeschickt werden könne. Diese Annahme basierte auf dem Wissen, dass die Anreise der Eltern, um den oder die Schüler:in abzuholen, zu lange dauern würde und der Bus vorher da wäre.
Das hatte zur Folge, dass Regeln bezüglich der Ausgangszeiten eher als optional betrachtet und somit entsprechend oft missachtet wurden. So nutzte man die Gelegenheit, einmal in Berlin zu sein, um den spätabendlichen Hunger am Alexanderplatz mit einem Döner zu stillen. Dabei wurde auch auf das Schuhwerk keinen Wert mehr gelegt, was dazu führte, dass die Hausschlappen auch einmal die weite Welt zu sehen bekamen.

Andere stellten die Überlegung an, dass es sich lohnen würde, die Nacht durchzumachen und dafür die 8-Stunden-Busfahrt mit Schlaf zu »überspringen«. Mit niemandem vor Mitternacht in seinem Bett endete also der letzte vollständige Tag in Berlin für uns.